Titel: Carmina Burana

Datum: 29. Oktober 2022
Zeit: 19.30 Uhr
Ort: Alter Speicher, Ebersberg

Komponist: Carl Orff
Sonstige Werke:
bisher keine geplant

Chöre:
Kammerchor con moto
Jugendchor choir’s crossing
Chorkinder

Solisten:
Caroline Adler – Sopran
Gustavo Martín Sánchez – Tenor
Martin Danes – Bariton

Klavier:
Martina Hussmann
Thomas Pfeiffer

Percussion-Ensemble: Kerstin Brüggerhoff, Johannes Schackow, Jan Persch, Matthias Schoppik
Leitung: Sebastian Hausl
Pauke & Perkussion: Yuko Saito, Stefan Kronbichler, Sebastian Hausl

Leitung: Felix Meybier

Eintritt frei. Spenden erbeten.

 

Zum 85-jährigen Bühnenjubiläum von Carl Orffs Carmina burana

Der Kammerchor con moto mit urbairischen Vagantenliedern

Fast 1000 Jahre ist es her, dass die ersten Gedichte der Carmina burana ihren Weg aufs Pergament gefunden haben. Mehr als 250 sollten in den nächsten 200 Jahren dazukommen, verfasst von Klerikern, Juristen oder Medizinern, die stellenlos und mittelos zwischen den einzelnen Universitäten Europas hin- und herzogen und als hochgebildete und sprachgewandte Literaten Verse zur Erbauung Gleichgesinnter schmiedeten.

Poesie für alle Lebenslagen

Poesie, in der die Schönheiten des Frühlings und das wiedererwachte sinnenfreudige Liebesleben besungen werden, aber auch die Wechselhaftigkeit und Unberechenbarkeit des menschlichen Schicksals oder die Missstände in der Amtskirche wie die Käuflichkeit von Ämtern und ihre generelle Geldgier zur damaligen Zeit. Die vielfach unbekannten Autoren greifen zudem ganz unverblümt zu eindeutigen Worten, wenn es um die Beschreibung sexueller Verführungen und ganz allgemein um das pralle Leben geht. Da spiegelt sich dann oftmals auch übersteigertes Wunschdenken von einem Ordensleben wider, in dem es kein Zölibat gibt, dafür spätes Aufstehen, ausschweifende Ess- und Trinkgelage und die hemmungslose Spielsucht eines Faulenzer- und Schlemmerdaseins im Schlaraffenland.

Nicht entstanden, aber gefunden in Benediktbeuern

Ob die seinerzeit urbairische Benediktinerabtei Seckau in der heutigen Steiermark die Brutstätte dieser Vagantenliedersammlung war, oder das ebenfalls urbairische Kloster Neustift bei Brixen in Südtirol ist unter Experten längst noch nicht ausgemacht. Jedenfalls kam die Sammlung in der Folgezeit irgendwann ins oberbayerische Benediktbeuern, wo die ‚Beurer Lieddichtungen‘ 1803 bei Aufräumungsarbeiten entdeckt wurden, als der Bestand des im Zuge der Säkularisation aufgelassenen Benediktinerklosters nach München verbracht werden sollte.

Von Carl Orff entdeckt und neu „interpretiert“

Inzwischen von keinem Geringeren als dem Sprachwissenschaftler und Verfasser des „Bayerischen Wörterbuchs“ Johann Andreas Schmeller 1847 ediert, stieß Carl Orff 1934 auf diese Anthologie und machte sich daran, 24 der in Mittellatein, Mittelhochdeutsch und Altfranzösisch verfassten „Lieder“ auszuwählen und als Libretto für eine szenische Kantate neu zu ordnen. Seine Carmina burana begleitet uns durch den Frühling auf den Anger, mit Fress- und Saufliedern ins Wirtshaus, um uns schließlich im Gerichtshof der Liebe stranden zu lassen.

Dazu schreibt Orff eine beinahe schlichte, archaische Musik, die vom Rhythmus und dem Klang der Sprache beflügelt ist, ihr auch stets den Vorrang lässt und die einzelnen Texte lediglich sehr subtil und fast nur skizzenhaft ausdeutet. Nicht zuletzt das hat die Carmina burana auch so faszinierend und populär werden lassen.

Stephan Ametsbichler