Titel: Konzert zur Passion
Datum: 19. März 2023
Zeit: 19.00 Uhr
Ort: kath. Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Glonn
Werke & Komponisten:
Tristis est anima mea, Johann Kuhnau
Le banquet celeste, Olivier Messiaen (Orgel solo)
Requiem in c, Luigi Cherubini
Chor: Kammerchor con moto
Orgel: Thomas Pfeiffer
Leitung: Felix Meybier
Von Italien nach Frankreich und zum „Kirchenmusikdirektor“ des Königs
Ein Requiem zwischen Mozart und Fauré, von einem, dem attestiert wird, gleichzeitig ein „konservativer Revolutionär“ und „Prophet der Romantik“ gewesen zu sein. Ein Italiener hat es komponiert, einer, der 1760 in Florenz das Licht der Welt erblickte, in seiner Heimat zu einem Opernkomponisten der klassischen italienischen Schule heranwuchs und sich 1786, am Vorabend der französischen Revolution, mit 26 Jahren in Paris niederließ. Dort brachte es Luigi Cherubini bald zu hohem Ansehen, hatte im Dienste der jungen Republik einen Posten als Inspektor am neu gegründeten Pariser Konservatorium und schuf nicht zuletzt auch eine Reihe republikanischer Hymnen. Aus dem Konservativen war also nun ein Revolutionär geworden, einer, der es Napoleon sehr übelnahm, als der 1799 die Alleinherrschaft an sich zog und einer, der erst nach dem Ende der napoleonischen Schreckensherrschaft wieder aufatmen konnte. 1816 machte ihn Ludwig XVIII. zum Chef der königlichen Musik. Damit war Cherubini nun auch für die Kirchenmusik der Königlichen Kapelle zuständig. Statt Opern schrieb der Wahlfranzose nunmehr hauptsächlich Messen, Motetten, eine Vielzahl kleinerer Kirchenmusikwerke und sein erstes Requiem.
Ludwig XVI., ein königlicher Märtyrer
Im Jahre 1815 hatte sich das inzwischen wieder zur Monarchie zurückgekehrte Frankreich an seinen letzten König Ludwig XVI. erinnert, der im Sog der revolutionären Umtriebe am 21. Januar 1793 auf der ‚Place de la Révolution‘ unter den Augen von 20.000 Schaulustigen durch das Fallbeil einer Guillotine enthauptet worden war. Vergeblich hatte er versucht, als Souverän Frankreichs in einer konstitutionellen Monarchie weiterzubestehen und im ersten Koalitionskrieg mit Erfolg gegen Preußen, Österreich und mehrere deutsche Kleinstaaten vorzugehen. Verurteilt hatte ihn wenige Tage vor seiner Hinrichtung der Nationalkonvent, für ein gerichtliches Urteil gegen einen regierenden König schien keine ausreichende Rechtsgrundlage gegeben.
20 Jahre später: Ein Requiem posthum
Der seit 1814 regierende Ludwig XVIII. war der jüngere Bruder von Ludwig XVI. und gewillt, mit einer posthumen Trauerfeier am 21. Januar 1817 seiner zu gedenken, in jener Kirche von St. Denis im Norden von Paris, in der Ludwig XVI. nach seiner Enthauptung auch beigesetzt worden war. Dafür sollte also der neue „Kirchenmusikdirektor“ Luigi Cherubini 1816 eine geeignete Totenmesse schreiben, eine, die sowohl den liturgischen Gepflogenheiten im Frankreich des beginnenden 19. Jh. entsprach, als auch dem staatstragenden Charakter dieser Gedächtnisfeier. Herausgekommen ist eine Musik, die an Mozart anknüpft, aber auch schon die spätere Vertonung eines Gabriel Fauré erahnen lässt, mit nicht weniger dramaturgischen Gestaltungsmitteln, aber dennoch ganz anders eingesetzt, als wir das von Mozart oder Fauré gewohnt sind. Und das blieb nicht ohne Wirkung. Ludwig van Beethoven, Robert Schumann, Johannes Brahms und Joseph Rheinberger haben das Werk ganz außerordentlich geschätzt. Schließlich wurde es dann auch auf Wunsch Beethovens zu dessen Trauerfeier 1827 gespielt.
Als es Cherubini 1834 zur Beerdigung seines Komponistenkollegen François Adrien Boieldieu ein weiteres Mal aufführen wollte und sich der Erzbischof von Paris dagegen verwahrte, weil darin Frauenstimmen besetzt waren, entschloss sich der 76-jährige Cherubini 1836 für seine eigene Beerdigung ein weiteres Requiem in d-moll nur mit Männerstimmen zu komponieren, sicherheitshalber. Doch das steht auf einem anderen Blatt.
Text: Stephan Ametsbichler