Titel: Tag und Nacht

Datum: 23. Juli 2023
Zeit: ca. 19.00 Uhr
Ort: ev. Kirche in Grafing

Werke & Komponisten:
Buntes a-capella-Programm

Chor: Kammerchor con moto

Klavier: Martina Hussmann

Leitung: Felix Meybier

 

Mit dem Programm „Tag und Nacht“ spannt der Kammerchor ConMoto Bogen dafür ganz weit, um Raum zu schaffen für Gegensätzliches. Martina Hussmann wird das A-Capella-Programm des Chors mit passenden Stücken für Klavier mal morgendlich erweckend, mal sanft, aber sicher immer traumhaft ergänzen.

Tag und Nacht, Hell und Dunkel. Lebensfreude und Todesahnung. Und, um zur Musik zurückzukommen, Dur und Moll.
Stücke aus der (Hoch)Romantik, von Johannes Brahms, aber auch dem Nachromantiker Schönberg zeigen nicht nur, wie unterschiedlich Abend- und Nachtstimmungen lyrisch aufgegriffen, sondern auch vertont wurden.

Ein unbequemes Morgengrauen klingt bei einem Stück von Hugo Distler an – „Ein Stündlein wohl vor Tag“. Da plagt sich das lyrische Ich noch im Bett und vor dem Aufstehen mit dem Gedanken an das untreue Liebchen. Auch musikalisch wird klar, dass dieser anbrechende Tag kein reines Vergnügen wird. Hörbar bleibt die Ernüchterung über die Natur des Menschen im Allgemeinen, und die Nachhaltigkeit der Liebe im Speziellen.

In Inhalt und Form durch und durch romantisch, vor dem Hintergrund ihrer Entstehung jedoch fast modern sind die Lieder der Komponistin Fanny Hensel. Die ältere Schwester von Felix Mendelssohn komponierte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Chorliteratur für gemischten- und Frauenchor. Breite Anerkennung erfuhren Werke wie „Abendlich schon rauscht der Wald“ und die Vertonung des Heine Gedichtes „Nacht liegt auf den fremden Wegen“ jedoch erst viel später – waren sie doch von einer Frau verfasst worden.

Im Sommerkonzert der Gegensätze dürfen moderne Werke natürlich auch nicht fehlen. Zwei Stücke des lettischen Komponisten Arturs Maskats schaffen Abendassoziationen über Harmonien, die alt und neu zugleich wirken. Wer da beim Zuhören auf einmal auch Abendstimmungen vor dem inneren Auge sieht, liegt sicher nicht verkehrt: Maskats komponiert auch für Film und Theater.

Ganz anders klingen „Tag und Nacht“ in der Musik des 16. Jahrhunderts: In den Chorstücken des Kantors und Kirchenkomponisten Melchior Vulpius ist die Welt textlich weniger komplex. Hier gehören Sonne und Licht zu Gott und dem Herrn Christus, dem „wahren Licht“. Die Antithese dazu, die finstre Nacht, ist „Teufels Macht“ – und das nicht nur, weil es sich gut reimt.

Mit dem Teufel soll das Konzert jedoch nicht enden, lieber mit ein bisschen Harmonie. Zeigt sich doch gerade in der Musik, dass es die Gegensätze und Kontraste sind, die für Spannung sorgen. Und damit der harmonische Ausklang sicher gelingt, sind alle Zuhörer herzlich eingeladen nach dem Konzert noch ein Weilchen zu bleiben, um vor der Kirche (bei schlechtem Wetter im Gemeindehaus) bei einem Glas Wein oder Schorle zu plaudern und auch den aktuellen Sommerabend zu genießen.