Das Konzert im Überblick

 

Titel: Fanny, Clara, Joanne & Co

Datum: Sa, 20. Juli 2024
Uhrzeit: 19.00 Uhr mit anschließendem Meet and Greet vor Ort
Ort: ev. Kirche, Grafing

Werke:
Gemischtes Programm mit Stücken von
Clara Schuhmann, Fanny Mendelssohn und vielen mehr

Solisten: Hana Katsenes – Mezzosopran

Klavier: Amangul Klychmuradova

Leitung: Felix Meybier

 

Komponistinnen in den Fokus

 

Über Jahrhunderte wurden sie ignoriert, versteckt, unterdrückt: Frauen, die sich nicht damit begnügten, auf einem Tasteninstrument spielend für eine gediegene Unterhaltung herzuhalten oder mit schöner Stimme vorzugsweise den männlichen Anteil ihrer Zuhörerschaft in Entzückung zu versetzen. Denn schon immer gab es Frauen, die als Komponisten kreativ sein wollten und es mit ihren männlichen Kollegen aufnehmen konnten. Aber eben das wollte eine Öffentlichkeit, in der vor zugsweise Männer das Sagen hatten, einfach nicht zulassen. Und so wurde die weibliche Konkurrenz schlicht unter den Teppich gekehrt. Wer dennoch wieder unter diesem hervorkriechen wollte, brauchte eine gehörige Portion Selbstbehauptung.

Maddalena Casulana war im Italien des 16. Jh. als erste Frau überhaupt in der Lage, ihre Werke im Druck zu veröffentlichen, damals ein ungeheures Privileg und eine Auszeichnung, die ihre Motetten und Madrigale bis an den bayerischen Herzoghof nach München bekannt werden ließen. Kein geringerer als Orlando di Lasso selbst hat sie dort aufgeführt.

Clara Schumann war ein Wunderkind am Klavier und blieb auch nach ihrer Heirat mit dem Komponisten Robert Schumann eine gefeierte Klaviervirtuosin, auch wenn ihre Pflichten als fürsorgende Ehefrau zunächst Anderes erwarten ließen und Robert Schumann seine junge Frau dazu animieren wollte, lieber mehr zu komponieren als zu konzertieren. Doch Clara setzte sich durch, zumal sie durch ihre Konzertauftritte nicht unwesentlich zum Lebensunterhalt der Familie beitrug und auch maßgeblich für die Verbreitung seiner Klavierwerke sorgte.

Weniger geradlinig verlief die musikalische Karriere von Fanny Hensel, die lebenslang im Schatten ihres jüngeren Bruders Felix Mendelssohn- Bartholdy stand und ihr Oeuvre lediglich in einem halböffentlichen Raum aufführen durfte.

Ähnlich erging es Alma Mahler. Sie hatte sich ihrem Ehemann Gustav Mahler zu „unterwerfen“. Der konnte sich kaum vorstellen, es mit einer komponierenden Ehefrau zu tun zu haben, die womöglich noch als Konkurrenz zu ihm wahrgenommen werden konnte. Für die Veröffentlichung einiger ihrer Lieder hatte er sich am Ende seines Lebens 1910/1911 dann doch gnädig gezeigt und Almas Kompositionen sogar redigiert.

Und auch die selbstbewusste Amerikanerin Amy Beach, eine der eifrigsten Vertreterinnen der amerikanischen Emanzipationsbewegung um die Wende zum 20. Jh. musste hinter ihrem um 25 Jahre älteren Mann Henry zurückstehen und konnte vor allem mit ihrer Konzerttätigkeit als Pianistin erst nach seinem Tod 1910 wieder richtig durchstarten. In den 1920 er Jahren gründete sie schließlich den ersten Verband amerikanischer Komponistinnen, die „Association of American Women Composers“.

Lili Boulanger wurden seitens ihrer sehr musikalisch geprägten Familie keine Steine in den Weg gelegt. Ihr Schicksal hing an einem seidenen gesundheitlichen Faden, der sie nur 24 Jahre alt werden ließ. Eine Darmkrankheit setzte ihnen jungen Leben früh ein Ende. Ihre Schwester Nadia, eine der renommiertesten Kompositionslehrerinnen des frühen 20, Jh., sorgte dafür, dass nicht nur Lilis bekanntestes Werk, die Hymne au soleil, der Wurf einer 19-Jährigen, in Erinnerung blieb, sondern auch viele der annähernd 50 Kompositionen, die Lili zwischen ihrem 11. und. 24. Lebensjahr zu Papier brachte.

Bei Felicitas Kuckuck waren es die Nationalsozialisten, die der weltoffenen „Vierteljüdin“ ihren Wunsch, Kirchenmusikerin zu werden, verwehrten. Stattdessen „dufte“ sie Instrumentallehrerin werden, wurde aber 1937, sofort nach Abschluss ihrer Ausbildung, mit einem Berufsverbot belegt. Als Komponistin hat sie seit den 1950er Jahren mit zahlreichen Chorliedsätzen das Repertoire vor allem von Laienchören bereichert.

In seinem Konzert am Samstag, 20. Juli, um 19.00 Uhr in der evangelischen Kirche in Grafing zeichnete der Kammerchor ‚con moto‘ unter seinem musikalischen Leiter Felix Meybier ein Porträt von neun Komponistinnen aus sechs Jahrhunderten, über einen Zeitraum hinweg, in dem komponierende Frauen zunächst einen gesellschaftlichen Affront darstellten bis in unsere Tage, in denen Komponistinnen langsam zu einer anerkannten Selbstverständlichkeit werden.

Dabei setzten die Mezzosopranistin Hanna Kastenes und die Pianistin Amangul Klychmuradova sowohl in einzelnen Chorwerken als auch mit eigenen Solokonzerten solistische Akzente.